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Interview mit Gregor Theado, Projektleiter der SAMM MUSIC WEEK

Musik: Meine Passion

Gregor Theado, Ende 30, gebürtiger Saarländer, war in der Jugendzeit begeisterter E-Gitarrist und Bandmitglied, wurde dann Rechtsanwalt, Gründer, Veranstalter und passionierter Musikhörer und sagt heute, dass sich alles nicht ohne die Leidenschaft für die Musik entwickelt hätte. Ein Interview.

von Antonia Amrei Witt

AW: Wann war für dich der Zeitpunkt, an dem du realisiert hast, dass Musik in deinem Leben eine wichtige Rolle spielt?

GT: Das war etwa mit 14 oder 15 Jahren. Da habe ich angefangen, mich bewusst für Musik zu interessieren. Ich habe damals viel Computerspielmusik gehört und mit 16 habe ich dann begonnen E-Gitarre zu spielen und wurde dann zum totalen Gitarren-Nerd. Ehrlich, meine Eltern haben schon gedacht, ich sei bekloppt. Wenn ich nach der Schule zuhause war, habe ich sofort die E-Gitarre angemacht und gespielt. Hätte ich das durchgezogen, wäre ich heute vielleicht ein toller Gitarrist. Lacht.

AW: Computerspielmusik?

GT: Ja, ich habe tatsächlich damit angefangen, dass ich Musik von Games gehört habe. Also ich habe gezockt (z.B. MechWarrior, Diablo und vieles, was es damals eben an Rollenspielen und Simulationen gab) und habe festgestellt, dass mir die instrumentale Musik besser gefällt wie Rock oder Pop. Ich bin ein riesengroßer Spielesoundtrack-, Filmsoundtrack- und eben auch Klassikfan, vor allem von der modernen Klassik.

AW: Ist aus dieser Idee heraus auch MUSIK.VIDEO.KUNST entstanden, wenn du sagst, dass du die Musik von Videospielen so interessant fandest, also das Instrumentale…

GT: Das hat tatsächlich mit MUSIK.VIDEO.KUNST gar nichts zu tun. MUSIK.VIDEO.KUNST ist aus der Idee entstanden, als ich bei einem Freund saß, der ein Musikvideo für mich geschnitten hat, und wir stundenweise Material gesichtet und geschnitten haben, was später niemand zu Gesicht bekommt. Da wurde mir klar, dass man das visualisieren und kommunizieren muss, wie viel Arbeit hinter drei Minuten Musikvideo stecken: Vorbereitungen, Drehtage, Schnitt, Nachbearbeitung und so weiter.

AW: Wie hat die Musik deinen bisherigen Lebensweg beeinflusst?

GT: Brutal beeinflusst, würde ich sogar sagen. Ich habe viele Jahre lang intensiv Musik gemacht, also in Form von Soloprojekten oder in Bands gespielt. Von 2005 bis 2008 hatte ich mit einem Kollegen zusammen eine Musikagentur (Micro Phonics), als wir bereits erste Erfahrungen im Musikbusiness gesammelt hatten. Irgendwann kam dann das Jurastudium und später durch die Kanzlei die Selbstständigkeit mit hinzu. Bis heute widme ich mich gerne dem Musikrecht.

„Die Musik war vor dem Jura da und hat alles beflügelt.“

Gregor Theado sammelt seine Inspiration aus der Musik

2017/ 2018 kam die Firmengründung der AMM UG dazu, bei der wir verschiedene musikaffine Projekte machen, oder zum Beispiel die GEM SESSIONS, dass wir aus Schlagzeugbecken Schmuck herstellen, oder sei es MUSIK.VIDEO.KUNST oder eben die SAMM MUSIC WEEK. Das ist alles von Musik durchdrungen.

Und dann bin ich ein riesengroßer Freund davon, bewusst Musik zu hören. Also sich eine CD in den CD-Spieler einzulegen mit einer Anlage, die einen vernünftigen Sound macht und nicht so krächzt wie ein Mobiltelefon, und dann auf dem Bett zu liegen und Musik zu hören, ganz bewusst.

AW: Ist Musik für dich die perfekte Ergänzung zum trockenen Anwaltsalltag?

GT: Sie ist die perfekte Ergänzung, doch zuallererst muss ich mit dem Vorurteil des trockenen Anwaltsalltages aufräumen. Das ist das klassische Vorurteil der Nichtjuristen gegenüber den Juristen. Das stimmt aber nur bedingt. In der Theorie und in dem wissenschaftlichen Arbeiten kann Jura sehr trocken sein, aber die Anwaltstätigkeit in der direkten Ausübung ist eine der lebhaftesten Tätigkeiten, die es gibt. Denn als Anwältin oder Anwalt bist du mitten im Leben der Menschen dabei.

Zu mir kommen die Leute nicht mit Theorien, sondern mit Themen, die sie ganz persönlich betreffen. Also Marken- oder Datenschutz zum Beispiel. Auch jetzt gerade während der Pandemie und den ganzen Rückabwicklungen von Veranstaltungen. Was ich allerdings nicht tue, ist während der Arbeit Musik zu hören. Da schweifen meine Gedanken so auf die Musik ab, da kann ich mich nicht konzentrieren.

AW: Was trifft zu: Schlagzeuger, Schlagerfan oder Schlauberger?

GT: Ich glaube, ich muss mich für den Schlauberger entscheiden. Denn Schlager geht für mich überhaupt nicht, das ist für mich Unterhaltung, ohne den Schlager an sich abwerten zu wollen. Mein persönlicher Anspruch an Musik hat immer eine kompositorische Note und gute Musik muss für mich Tiefe haben. Schlagzeuger sind in meinen Augen verrückt: Zwei Arme und zwei Beine zu koordinieren werde ich niemals in meinem Leben schaffen. Da bleibt mir nur der Schlauberger, das kann ich gut, schlau schwätzen habe ich gelernt.

AW: Musik verbindet. Was fasziniert dich generell an Musik?

GT: Das ist tatsächlich sehr schwer in Worte zu fassen. Heute Morgen habe ich im Auto gesessen und eine schöne Black-Death-Metal-Platte gehört. Das ergreift einen einfach. Ich bin ein totaler Melodien- oder Harmonienfan, ich mag getragenes, melancholisches. Also ich glaube, Musik spricht einen einfach in der Seele an.

AW: Sprechen wir mal über die SAMM MUSIC WEEK 2021, die kommende Woche beginnt. Liegen die Nerven schon blank oder ist noch alles entspannt?

GT: Die zeitliche Belastung ist schon recht hoch. Nicht, dass wir das nicht hinbekommen, wir sind stabil in der Planung, die Werbemaschinerie läuft super und das Team funktioniert fantastisch. Zeitlich einfach so entspannt, wie man sein kann, wenn man jeden Abend noch lange daran arbeitet.

AW: Was erhoffst du dir persönlich von der SAMM 2021?

GT: Persönlich erhoffe ich mir davon vor allem eine gute Zeit mit vielen spannenden Leuten und viel Wissen. Und auch, dass das Baby gut wächst und groß wird.

AW: Und laufen lernt.

GT: …und im besten Fall nicht auf die Fresse fällt. Lacht.

AW: Ohne vorab zu viel zu verraten, wie viele Highlights hast du bei der SAMM?

GT: Drei Highlights habe ich auf jeden Fall. Eins davon ist definitiv der Positive-aggressive-Talk mit der Banddokumentation der Band Godslave. Denn da geht es viel um das Zwischenmenschliches innerhalb der Band. Wo ich mich sehr drauf freue, das ist der Strukturen-Talk am Freitag, also welche Strukturen gibt es im Saarland und wie muss daran weitergearbeitet werden. Denn das ist genau die Kerbe, in die wir auch mit der SAMM schlagen, zu probieren, mehr Strukturen aufzubauen.

AW: Ab wann ist die SAMM MUSIC WEEK ein voller Erfolg für dich?

GT: Da muss man erst einmal den Begriff Erfolg definieren. Als Veranstalter muss ich natürlich wirtschaftlich denken. Momentan ist die SAMM eine Sache, wo wir komplett drauflegen, das ist eine Investition in die Zukunft mit dem Ziel, entsprechende Partner an Bord zu kriegen.

Dieser Wunsch ist aber jetzt noch nicht zu erfüllen, das wird sich im Laufe des nächsten Jahres zeigen. Ein persönlicher Erfolg ist es, wenn es vielen Menschen Spaß bereitet, genauso wie uns. Toll wären natürlich ZuschauerInnen im täglichen dreistelligen Bereich.

AW: In weiser Voraussicht: Wird man dir in ein paar Jahren anlässlich der SAMM MUSIC WEEK den musikalischen Preis für das Lebenswerk verleihen?

GT: Lacht. Nein, dafür sind wie nicht originell genug. Es gibt sehr viele Konferenzen im Bereich Musik. Wir haben jetzt nicht die Welt neu erfunden und deshalb wird das keinen Lebenspreis auslösen.

AW: Bitte vervollständige den Satz: „Wäre ich ein Musikgenie, dann…“

GT: …würde ich definitiv ganz viel tolle Musik produzieren und nicht als Anwalt arbeiten.

AW: Und zum Schluss bitte noch einen musikalischen Wunsch für das Saarland.

GT: Dem vermeintlichen Selbstbewusstsein, dass die hiesige Musikerszene hat, auch Taten folgen zu lassen. Wir haben im Saarland sehr viele Luftpumpen, die aber gar keine Luftpumpen sein müssten. Wir haben hier einen extrem kreativen Output, der aber völlig verpufft, weil die Leute große Reden schwingen, sich aber nicht darum kümmern, die Sachen ordnungsgemäß zu verwerten. Es wird oft nicht groß genug gedacht, aber so geredet, als sei man schon berühmt. Das passt nicht zusammen.

Mein Wunsch an das Saarland wäre, dass sich die hiesige Szene bewusst wird, was sie für ein krasses Potential sie hat. Einige wenige sind sich dessen bereits bewusst und sind professionell im Profibusiness unterwegs. Das ist eine Mindset-Frage. Da dran muss man arbeiten. Denn das Saarland könnte noch viel mehr auf der Weltkarte als Schmiede für viele Dinge auftauchen.

AW: Vielen Dank.